An diesem Sonntag trägt man blau, hellblau. Hellblau ist die Farbe der T-Shirts, die 70 Jungen im Zeltlager der Schönstatt-Mannesjugend (SMJ) Speyer in Hinterweidenthal bei Dahn tragen. Auf der Rückseite sitzen Menschen um ein Feuer. Darunter der Schriftzug: "Auffallend anders". Schon vor einem halben Monat fielen die hellblauen T-Shirts von der SMJ in Herxheim auf. Rund tausend Besucher feierten nämlich das 40 jährige Jubiläum des "Heiligtums der Freude" und heute bricht die SMJ vom Jubiläumsheiligtum ins "auffallend andere" Zeltlager auf.
Eine Abwechslung zum Alltag soll das Zeltlager sein. Man lebt zehn Tage in der Natur ohne Strom und warmes Wasser. Man verbringt zehn Tage mit alten und neuen Freunden. Man geht zehn Tage beim Spielen, Wandern und Schwimmen an seine Grenzen. Man singt zehn Tage jeden Abend am Lagerfeuer. Man besucht an zehn Tagen das kleine Heiligtum, das im Lager aufgebaut wurde. Man lebt zehn Tage "auffallend anders".
In diese "Stadt" sind an einem Sonntag die Eltern der Jungen zu einem gemeinsamen Gottesdienst und anschließendem bunten Programm eingeladen. Im Zentrum der Predigt von Pfr. Stefan Mühl, der das Zeltlager begleitet, steht der Grundsatz Father Flanagans: "Es gibt keine schlechten Jungen!" Alle sind sie, so Pfr. Mühl, Gottes geliebte Kinder, die es verdienen, angenommen und gefördert zu werden, denen die Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen, Auftrag der Erwachsenen ist. "Natürlich gilt das auch für Mädchen!" schließt er.
Das Zeltlager wird zehn Tage zum Raum der Entfaltung. Beim Zeitungsspiel bringen die einen Sportlichkeit bei der Suche nach Nachrichten ein, andere entwickeln Kreativität beim Schreiben und Layouten. Im Schwimmbad von Hauenstein toben sich alle – der Bademeister war nachsichtig – nach Herzenslust aus. An den Abenden gibt es das Angebot zu basteln, von Musikinstrumenten, über Geschicklichkeits- und Denkspiele bis zu Rosenkränzen. Fußballturnier und Tauziehen bieten teils hochklassigen Sport mit leidenschaftlichen Akteuren.
Und was wäre ein Zeltlager ohne Lagerfeuer? Fast jeden Abend knistern die Flammen und die Teilnehmer versammeln sich zum gemeinsamen Singen. Klassiker am Lagerfeuer sind Lieder wie "Country Roads" oder "Yesterday", aber es wird auch mal das Lied der Schlümpfe oder der Titelsong von Biene Maja gesungen. Was eben gefällt. Das Lagerfeuer ist auch der Ort für Geschichten und so wird jeden Abend eine Episode aus einem Buch über Boystown vorgelesen.
An zwei Abenden muss das Lagerfeuer aber in diesem Jahr ausfallen: Fußball-Europameisterschaft, "public viewing" in Hinterweidenthal! Nach dem Finaleinzug der deutschen Mannschaft herrscht ausgelassene Freude. Alle im Zeltlager sind sich sicher, dass diese Mannschaft jetzt auch Europameister wird. Als am Sonntag doch Spanien gewinnt, währt die Enttäuschung nur einen kurzen Moment. 2010 ist schließlich Weltmeisterschaft (und sicher auch ein Zeltlager).
Am vorletzten Tag des Zeltlagers schließen oder erneuern 40 Jungen ihr Liebesbündnis. Das tägliche Gebet und eine Besinnungspause oder ein Gottesdienst gehören zum Programm. Dabei erleben die Teilnehmer, wie es im Zeltlager der SMJ selbstverständlich ist, jeden Tag auf Gott zu vertrauen und sich unter den besonderen Schutz der Gottesmutter Maria zu stellen. In der kleinen Liebesbündnisfeier bringen dann viele zum Ausdruck, diese Erfahrung mit in den Alltag nehmen und dort weiter lebendig halten zu wollen.
Am 3. Juli, einen Tag bevor die ersten nach Sydney zum WJT aufbrechen, endet das Zeltlager. Nach Tagen strahlenden Sonnenscheins regnet es zum Abbau. Man hat den Eindruck, es kann der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Nur auf einigen Gesichtern scheint man etwas Wehmut zu erblicken, denn erst 2009 ist wieder ein Zeltlager …